Scrum ist leicht zu verstehen, aber schwer zu meistern – spätestens dann, wenn Teams merken, dass Daily Scrums zur Pflichtveranstaltung verkommen, Backlogs an Transparenz verlieren oder Produktziele im Tagesrauschen verschwimmen. Viele Organisationen arbeiten „nach Scrum“, ohne hinzuschauen, wie gut ihre Teams das Framework tatsächlich leben. Genau dafür gibt es den Scrum Health Check: ein praxisnahes Diagnoseinstrument, das sichtbar macht, wo Scrum funktioniert, wo es hakt und wo ungenutztes Potenzial schlummert.
Am Ende des Artikels hast du die Möglichkeit einen Scrum Health Check von VISION & AIM herunterzuladen.
Was ist ein Scrum Health Check?
Ein Scrum Health Check ist eine strukturierte Analyse der Scrum-Praxis eines Teams entlang zentraler Erfolgsfaktoren. Dabei geht es nicht um Reifegradstufen oder Agilitätszertifikate, sondern um die Frage:
Wie gut unterstützt das aktuelle Scrum-System die Ziele des Teams?
Der Check bewertet unter anderem…
- wie klar und wirksam Rollen ausgefüllt werden
- wie transparent Artefakte geführt werden
- wie wertstiftend Events ablaufen
- wie gut die Kommunikation funktioniert
- wie es um Motivation, Energie und Well-Being steht
- wie Abhängigkeiten und Skalierung organisiert sind
Das Ergebnis zeigt klar:
Was läuft bereits gut? Wo behindern Dysfunktionen die Zusammenarbeit? Welche Schritte schaffen wieder mehr Fokus, Transparenz und Flow?
Wie funktioniert ein Scrum Health Check?
Typischerweise erfolgt die Durchführung in einem moderierten Workshop, ergänzt durch kurze Vorab-Umfragen. Die Einschätzungen erfolgen häufig auf einer Likert Skala von 1-5 oder 1-6 und orientieren sich an den klassischen Scrum-Elementen sowie an praxisrelevanten Beobachtungsfeldern.
Warum ist ein Scrum Health Check wichtig?
Scrum basiert auf dem Prinzip von Inspect & Adapt – doch im Alltag rutscht Reflexion oft nach hinten. „Scrum by habit“ ersetzt dann bewusstes Arbeiten, und äußere Einflüsse verwässern die Prinzipien des Frameworks.
Ein Scrum Health Check deckt Dysfunktionen auf, bevor sie ernst werden, stärkt den Produktfokus und die Zusammenarbeit im Team und hilft Führungskräften dabei, Hindernisse zu erkennen, die außerhalb des direkten Einflussbereichs des Teams liegen. Gleichzeitig fördert er Ownership, Klarheit und Selbstorganisation und schafft ein gemeinsames Verständnis über Stärken, Schwächen und Prioritäten. Damit wirkt ein Health Check wie ein Frühwarnsystem – und gleichzeitig wie ein Booster für echte, nachhaltige Team-Entwicklung.
Wie Coaches den Health Check erfolgreich einsetzen
Ein guter Health Check ist kein Audit, sondern ein gemeinsamer Erkenntnisprozess, bei dem das Team im Mittelpunkt steht. Entscheidend ist eine neutrale Moderation ohne Schuldzuweisungen sowie eine klare Struktur nach dem Prinzip „erst Fakten, dann Wahrnehmung, dann Ursachen“. Ebenso wichtig ist eine ehrliche Reflexion über organisationale Einflüsse, die oft stärker wirken als individuelle Verhaltensweisen. Für jede Kategorie sollten konkrete und umsetzbare Handlungsimpulse entstehen, statt das Team mit umfangreichen Maßnahmenlisten zu überfordern. Wiederholt man den Health Check im Abstand von sechs bis zwölf Monaten, lassen sich Fortschritte sichtbar machen und Entwicklungen stabil begleiten. Viele Agile Coaches nutzen dieses Format bewusst als Einstieg in neue Mandate oder Team-Neustarts, weil es Orientierung schafft und eine gemeinsame Basis für wirksame Zusammenarbeit legt.
Praktische Tipps für maximalen Nutzen
Ein Scrum Health Check wirkt am besten, wenn er frühzeitig eingesetzt wird und nicht erst dann, wenn das Team bereits in einer Krise steckt. Hilfreich ist es außerdem, vorab anonyme Einschätzungen einzuholen, um ehrliche und unverfälschte Rückmeldungen zu ermöglichen. Wichtig ist auch, Teams nicht miteinander zu vergleichen, da dies die psychologische Sicherheit beeinträchtigt. Die Ergebnisse sollten klar visualisiert werden – beispielsweise in Form eines Radar-Charts – und im Anschluss gemeinsam reflektiert werden. Und schließlich gilt: Weniger ist mehr. Statt langer Maßnahmenlisten sind ein bis drei gezielte Verbesserungen pro Quartal meist völlig ausreichend, um wirksam Veränderungen anzustoßen.
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Text / Grafiken: Cecilia Bernhardt
Bild: Adobe Firefly