Das Agilometer ist ein wirkungsvolles Instrument, um die agile Readiness einer Organisation einzuschätzen. Es stammt ursprünglich aus dem Kontext von PRINCE2 Agile, lässt sich aber vollkommen unabhängig davon in jeder Art von Transformations- oder Projektumfeld einsetzen. Das Ziel ist einfach: Es soll sichtbar machen, wie gut die Rahmenbedingungen für agiles Arbeiten tatsächlich sind, wo Risiken liegen und welche Stellschrauben frühzeitig angepasst werden müssen.
Besonders in Transformationsprojekten zeigt sich immer wieder, dass nicht die fehlende Methodenkenntnis das Problem ist, sondern unklare Rahmenbedingungen. Ein strukturiertes Messinstrument wie
das Agilometer hilft, diese Unsichtbarkeit aufzubrechen – genau so, wie wir es bei VISION & AIM als Best Practice in unseren Projekten verankert haben. Oft entsteht ein
Missverständnis – man versucht, agile Methoden einzuführen, ohne zu prüfen, ob Kultur, Prozesse oder Strukturen dies überhaupt zulassen. Das Agilometer hilft, genau dieses Risiko zu
vermeiden.
Die sechs Kategorien des Agilometers dienen dabei als präzise Orientierungsgrößen (siehe Abbildung 1):
- Flexibilität der Lieferung
- Grad der Zusammenarbeit
- Einfache Kommunikation
- Fähigkeit, iterativ zu arbeiten und inkrementell zu liefern
- Vorteilhafte Umgebungsbedingungen
- Akzeptanz von Agile
Wir legen besonderen Wert darauf, diese Dimensionen nicht nur zu bewerten, sondern sie gemeinsam mit den Beteiligten erlebbar zu machen. Im Beratungsprozess geht es nicht um ein reines Punktesystem, sondern um die Reflexion der dahinterliegenden Fragen:
- Wie offen sprechen Stakeholder miteinander?
- Welche Stolpersteine in der Zusammenarbeit werden übersehen?
- Wo hemmen Strukturen die Idee von kurzen Feedbackzyklen?
Der Nutzen des Agilometers liegt vor allem darin, dass es Orientierung schafft – und zwar nicht abstrakt, sondern konkret und handlungsleitend. Es hilft dabei, einzuschätzen, ob ein Projekt vollständig agil, hybrid oder eher klassisch-agil ausgerichtet werden sollte. Wir nutzen diese Erkenntnisse, um maßgeschneiderte Vorgehensmodelle zu entwickeln, die sowohl realistisch umsetzbar als auch kulturell kompatibel sind. Dabei zeigt sich immer wieder, dass die Diskussion über die Bewertung wertvoller ist als die Bewertung selbst: Eine Teamrunde, in der über den Grad der Zusammenarbeit gesprochen wird, liefert oft mehr Einsichten als ein Dutzend Prozessanalysen.
Unser Fokus liegt auf klärender Kommunikation, nicht auf Kennzahlen-Kosmetik.
In der Anwendung sollte das Agilometer stets moderiert, aber nie vorgegeben werden. Es ist wichtig, die Bewertung gemeinsam mit dem Projektteam, den Führungskräften und allen relevanten Stakeholdern durchzuführen. Wir gehen hier gerne bewusst kollaborativ vor, weil die Erfahrung zeigt, dass partizipative Bewertung nicht nur zu besseren Ergebnissen führt, sondern auch zu höherer Akzeptanz der späteren Veränderungsmaßnahmen.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Das Agilometer wird nicht als Reifeprüfung verstanden. Stattdessen erzeugt es ein gemeinsames Verständnis, das als Basis für Planung und Priorisierung dient. Diese entlastende, nicht-bewertende Grundhaltung ist ein wichtiger und unterschätzter Erfolgsfaktor.
Aus der Analyse leiten wir im Anschluss konkrete Maßnahmen ab. Ein Agilometer ohne Folgearbeit bleibt ein theoretisches Artefakt. Erst wenn aus niedrigen Werten zielgerichtete Verbesserungen entstehen, entfaltet das Instrument seinen eigentlichen Nutzen: zum Beispiel in Form gezielter Kommunikationsverbesserungen, klarerer Stakeholderstrukturen oder iterativer Pilotvorhaben, die Teams befähigen, neue Arbeitsweisen risikolos auszuprobieren.
Hier einige praktische Tipps aus der Beratungspraxis von VISION & AIM:
- Ergebnisse sollten regelmäßig überprüft werden, denn agile Readiness ist dynamisch.
- Führungskräfte sollten bewusst eingebunden sein, da viele Hindernisse nicht im Team, sondern auf struktureller oder organisatorischer Ebene entstehen.
- Und vor allem sollte eine niedrige Bewertung stets als Chance betrachtet werden – nicht als Mangel. Sie zeigt, wo Unterstützung den größten Nutzen stiftet. Diese konstruktive Grundhaltung sorgt dafür, dass das Agilometer nicht nur gemessen, sondern gelebt wird.
Richtig eingesetzt wird das Agilometer zu einem Leitfaden für Entscheidungen und Prioritäten. Es macht sichtbar, was sonst verborgen bleibt, und schafft eine Grundlage, von der aus Transformationen realistischer, wirksamer und nachhaltiger gestaltet werden können.
Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie Agile Coaches Metriken sinnvoll einsetzen können, empfehlen wir dir den übergeordneten Blogartikel zu agilen Metriken, der einen umfassenden Überblick über Readiness-, Sprint-, Flow-, Health- und Produktmetriken bietet.
Und falls du danach immer noch nicht genug hast und wirklich tief einsteigen willst:
Ab Januar 2026 steht ein rund dreistündiger Deep-Dive-Videokurs in Kooperation mit Systflix in unserer
VISION & AIM Academy zur Verfügung.
Sprich uns gerne an – wir freuen uns auf deine Anfrage.
Text / Grafiken: Cecilia Bernhardt
Bild: Adobe Stock: 2D_Jungle
