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Agile Mythen aus dem Beratungsalltag: Der Faktencheck

 

Lasst uns den Schleier der Mythen lüften!  

 

Wenn wir heute von Agilität sprechen, prallen oft zwei Welten aufeinander: die glänzende Vorstellung, die in Büchern, Konferenzen oder Folien vermittelt wird – und die Realität, die wir in Unternehmen erleben. In unserer Arbeit als Transformationsberater*innen begegnen uns diverse Mythen täglich im Arbeitsalltag:  

 

„Agilität braucht kein Management mehr“, „Agile Teams arbeiten schneller“ oder „Im agilen wird nicht geplant“. 

 

Solche Annahmen sind verständlich, denn Agilität ist längst zu einem Buzzword geworden. Doch gerade weil der Begriff so inflationär genutzt wird, entstehen Missverständnisse, die Veränderungsprozesse erschweren. Wir sehen, wie Mythen Teams blockieren, Führungskräfte verunsichern oder Projekte auf die falsche Spur bringen. 

 

Deshalb wollen wir in diesem Artikel mit den häufigsten Irrtümern rund um Agilität aufräumen. Wir zeigen, welche Mythen uns in der Praxis als Transformationsberater*innen am häufigsten begegnen – und wie es wirklich funktioniert, wenn Unternehmen Agilität nicht nur als Methode, sondern als Haltung verstehen. 

 

Mythos 1: „Agilität betrifft nur die Teamebene. Es braucht kein Management mehr.“ 

 

Diese Aussage hören wir häufig in Workshops.  

Doch in der Realität gilt: Agilität beginnt beim Management. Ohne Führungskräfte, die Kundennutzen in den Fokus stellen, Entscheidungsbefugnisse erteilen und Barrieren beseitigen, bleiben agile Teams schnell handlungsunfähig.  

Unsere Erfahrung zeigt: Dort, wo das Management aktiv mitgeht, funktioniert Transformation nachhaltig. 

 

Mythos 2: „Agil funktioniert nur in kleinen Projekten.“ 

 

Im Beratungsalltag begegnen wir oft dieser Skepsis – gerade in großen Konzernen.  

Fakt ist: Agilität skaliert. Die Größe des Projekts ist nicht das Problem, sondern die Art der Zusammenarbeit. Mit geeigneten Skalierungsframeworks können mehrere Teams gemeinsam Produkte entwickeln. In großen Organisationen ist das sogar die Regel – und wir begleiten genau solche Setups regelmäßig. 

 

Mythos 3: „Agile Teams arbeiten schneller.“ 

 

Viele unserer Kunden erwarten anfangs, dass Agilität sofort zu höherer Geschwindigkeit führt. Doch der wahre Unterschied ist ein anderer: Agile Teams liefern das Richtige, nicht unbedingt schneller. Indem Anforderungen und Umsetzung parallel laufen, entstehen Ergebnisse frühzeitig – ein Vorteil, den klassische Projektansätze nur durch „mehr Tempo“ erreichen könnten. 

 

Mythos 4: „Agil funktioniert nur in der Softwareentwicklung.“ 

 

Dieses Missverständnis hören wir häufig in traditionellen Branchen.  

Doch unsere Arbeit zeigt: Agilität ist branchenübergreifend relevant. Ob Maschinenbau, Konsumgüter oder Healthcare – überall nutzen Unternehmen Agilität, um früh Feedback einzuholen und Ressourcen sinnvoll einzusetzen. Agilität ist ein Mindset, kein IT-Tool. 

 

Mythos 5: „Im Agilen wird nicht geplant.“ 

 

Ein Klassiker in Gesprächen mit Führungskräften. In Wahrheit wird im Agilen sehr wohl geplant – nur anders. Wir erleben, dass Teams regelmäßig in kleineren Zyklen planen und dabei flexibler auf neue Erkenntnisse reagieren. Das bedeutet nicht weniger Planung, sondern vielmehr: Planung mit Augenmaß und Anpassungsfähigkeit

 

Mythos 6: „Agil ist die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird.“ 

 

Gerade erfahrene Manager äußern diesen Vorbehalt oft.  

Unsere Beobachtung: Agilität ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine Antwort auf Marktvolatilität. Wer agil arbeitet, baut Anpassungsfähigkeit auf und sichert die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens.  

Wir sehen das in fast allen Branchen: Organisationen, die nicht agil sind, geraten zunehmend ins Hintertreffen. 

 

Mythos 7: „Der Product Owner ist der Chef.“ 

 

In vielen Projekten beobachten wir dieses Rollenmissverständnis. Der Product Owner vertritt das Produkt und priorisiert Anforderungen – er ist aber kein Teamleiter. Wie die Lösung entsteht, entscheidet das Team. Wir fördern hier bewusst interdisziplinäre, selbstorganisierte Teams, die Verantwortung gemeinsam tragen. Nur so entfaltet Agilität ihre volle Wirkung. 

Wie erkenne ich, dass ich einem Mythos begegnet bin? 

 

Unsere Empfehlung aus der Praxis: Sei kritisch gegenüber Aussagen von Menschen, die keine längere agile Erfahrung haben. Setze dich zuerst mit dem Mindset hinter Agilität auseinander – mit Werten wie Offenheit, Anpassungsfähigkeit und Kundenfokus. Methoden und Frameworks kommen erst im zweiten Schritt. 

 

Die häufigsten Missverständnisse rund um Agilität stammen aus Halbwissen oder vorschnellen Urteilen. Wer diese Mythen entlarvt, öffnet die Tür zu echter Transformation. Für uns als Berater ist klar: Agilität ist kein Selbstzweck – sie ist die Grundlage, um in einer unsicheren Welt handlungsfähig und kundenorientiert zu bleiben.